Die "lebende" Geschichte mit sozialem Kontext als Zukunftsstrategie für Medien?

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Im Nachgang zum Interview mit Kevin Anderson bin ich heute morgen über ein interessantes Video mit Jay Rosen gestolpert, in dem der NYU Professor noch einmal seine detaillierte Sicht zum Thema Mehrwertgenerierung durch Kontextstrategien bei Medien erläutert. Auch die Diskussion ist am Ende des Videos ist es wert sich anzuhören. Ein praktisches Beispiel, welches er in dem Video noch einmal ausführlich anführt, ist das Konzept von Google Living Stories. Einem Versuchsballon von Google die Medienunternehmen abseits der Leistungsschutzrechte-Diskussion auf neue Medienformatmöglichkeiten einzuschwören - hier die Beschreibung:

Living Stories try a different approach that plays to certain unique advantages of online publishing. They unify coverage on a single, dynamic page with a consistent URL. They organize information by developments in the story. They call your attention to changes in the story since you last viewed it so you can easily find the new material. Through a succinct summary of the whole story and regular updates, they offer a different online approach to balancing the overview with depth and context.
Das Ganze kann dann wie folgt aussehen:
Beispiel von Google Labs zu Living Stories
So - und wo liegt der Sinn und Nutzen? Mac Slocum definiert diesen wie folgt:
Because static articles don't capture the kinetic energy newsworthy topics generate. Real-time updates are flawed, too. Twitter can't offer context or deeper analysis. And RSS is most useful if you've got the time and energy to curate your sources. That's like gardening, though: some people love tilling the soil, but most just want to eat.
In anderen Worten es bietet eine "Portal-artige Präsentation" einer Nachricht, ihrer Entwicklung und ihres Hintergrundes, was wiederum nur Online realisiert werden kann und damit ein Alleinstellungsmerkmal für das Format sein kann. Im Wechselspiel mit den Interaktionsmöglichkeiten der sozialen Medienkonzepte (sprich Integration des Lesers als Nutzer, Feedback-Geber und Inhaltsschaffender) ergeben sich IMHO einige sehr weitreichende Wertschöpfungspotenziale, die in der Diskussion nur sehr unzureichend beleuchtet werden. Ich habe mal versucht meinen Verständnisstand etwas schematisch darzustellen: Living Story Concept Das Konzept besteht dabei aus folgenden Elementen:
  • Das Kernelement bildet die "Living Story" - bestehend aus
    • der eigentlichen Nachricht,
    • der redaktionellen Meinungsäußerung (Editorial),
    • der Zeitschiene bzgl. der Nachrichtenentwicklung (Timeline)
    • den Aktualisierungen
    • den Daten, die die Nachricht untermauern,
    • dem Kontext, den erklärenden Informationen rund um die Nachricht
  • die "Living Story" verfolgt damit das Ziel, die Attraktivität eines Medienangebote nicht durch die Quantität der "Kurznachrichten", sondern die Qualität der Nachrichtentiefe zu erreichen
  • über das Social-Media-Element werden nun die zusätzlichen "Mehrwert-Effekte" generiert - nämlich dadurch, dass
    • die "Living Story" extern weiterdiskutiert und verlinkt wird (Backlinks und damit "Google Juice" nach Jeff Jarvis)
    • die gesamte "Story" oder Teile davon durch den Nutzer bewertet werden, was die Relevanz der Nachricht bestimmt und die Vorgabe für die weitere Ressourcenallokation ausmachen sollte
    • Nutzer weitere Hintergrund-Infos zur Story hinzufügen und damit noch mehr Tiefe geben
    • Nutzer kommentieren und diskutieren und damit die Nachricht den politischen und gesellschaftlichen Diskurs fördert
Insgesamt bietet ein solches Konzept vielfältige Ansatzpunkte für die Entwicklung von Medienkonzepten, die sich durch eine höhere Uniqueness kennzeichnen, dadurch nicht mehr vergleichbar mit Google News sind, eine längere Nutzungszeit pro Seitenbesuch ermöglichen (höhere Visitdauer plus evt. mehr Pageviews durch Unterseiten => bessere Vermarktbarkeit), mehr Reichweite durch höhere Attraktivität und bessere Verlinkung bieten und zudem noch zufriedenere Online-Nutzer bietet. Auf der Aufwandsseite geht es hier nicht um "Mehr-Content-Produktion" sondern um intelligentere "Content-Produktion" und "Content-Präsentation". Insbesondere bei der Kontext-Darlegung steckt sicherlich auch ein "Mehr" an redaktioneller Leistung drin - aber bei vielem geht es sicherlich auch nur um die Offenlegung der Recherche-Aktivitäten, die ein "ordentlicher" Journalist ja im Grunde sowieso macht (oder?). In der Realität gibt es diese Ansätze derzeit wenn nur in Ansätzen. Stellt sich für mich die Frage, wo das Problem ist? Das oben genannte Konzept dürfte ja nicht so problematisch und innovativ in der Umsetzung sein, dass es nicht gemacht werden könnte. Warum wird es nicht realisiert? Ist das Umdenken vom quantitativen Nachrichtenjournalismus zu qualitativen Themenjournalismus so schwer? Fragen, die wir sicherlich beim Social Media FORUM im Detail diskutieren werden - aber auch gerne schon hier diskutieren können.

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